2014

JUNIORENSTAATSMEISTER 2014

Herzlichen Glückwunsch LUKI !!!

 

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1160 km Helmut Lindpointer

Sextener DolomitenSextener Dolomiten

Lago MaggioreLago Maggiore

Eine Nordföhnlage Mitte April, ermöglichte es Hannes Hausmann mit Ventus 2c 18m, von Nötsch 1.100 bis > 1.200km zu fliegen. Nachdem ich gerade in Millstatt war rief ich am Flugplatz Nötsch an, ob es ein Flugzeug zu chartern gäbe. „Nein, wir verchartern nicht“ lautete die Antwort, aber ich könne als Gast mitfliegen. Bock Willi, der hilfsbereite Betriebsleiter arrangierte einen Flug mit Hubert Brandstätter. Wir starteten spät am 17.04. mit dem vereinseigenen Duo Discus und flogen thermisch und bei Nordwind über Lienz ins Pustertal bis nach Bruneck und zurück.

Einen Monat später stellte sich wieder eine kräftige Nordföhnlage ein, verursacht durch ein mächtiges Balkantief. Während die Flugplätze nördlich der Alpen im strömenden Regen regelrecht absoffen, ergaben sich im Süden ideale Föhnbedingungen.

Nach einem Telefonat mit Hannes Hausmann, Studium der Wetterlage und möglicher Routen auf der Karte, reifte in mir schnell der Wunsch in Nötsch zu fliegen.

Ich durfte unseren Ventus ausleihen und fuhr am 14.Mai kurz entschlossen nach Nötsch. Dort nützte ich die Gelegenheit mit dem Lokalmatador Hannes Hausmann über die Nordföhnbedingungen zu sprechen. Auch eine Vereinbarung wegen einer eventuellen Rückholung konnte ich treffen. Ich benötigte keinen Einweisungsflug mehr, weil ich ja mit dem Duo-Discus schon im April geflogen war.

Horst Baumann, DI Georg Kirchner und viele andere Segelflieger waren am Platz. Von nah und fern kamen sie nach Nötsch zum Föhnfliegen.

Die überaus kameradschaftliche Segelfliegergruppe aus Unterwössen (unter der Führung von Duo-Discus Rekordflieger Jan Lyczywek) bot sich an, mir am nächsten Tag beim Aufrüsten zu helfen. Wir trafen uns schon um 06:00 loc.T. am Flugplatz. Der Hänger war vereist, so kalt war es. In die Luft kam ich leider erst nach 09:00 loc.T. weil der Schlepp- Pilot so spät kam und zunächst nur eine Schleppmaschine im Einsatz war. Es wollten ca. 20 Flugzeuge starten. Kein Wasserballast wegen Kälte (-13°C in 3.500m MSL).

Der Schlepp im Lee vom Dobratsch erforderte volle Konzentration. Die Turbulenzen waren

stark und ich bewunderte das Gottvertrauen des Schlepp- Piloten an die Segelflugpiloten.

In 1.000m über Platz klinkte ich aus und fand an den südlichen Hängen sofort Steigen. Im, vorsichtigen Gleitflug flog ich zuerst nach Osten. Die Karawanken, der Mittagskogel, Kahlkogel, alle niederen Berge und Hänge entlang des Drautals bis zum Hochobir trugen verlässlich.

Nach ca 45 min bzw. 90km wendete ich an der Petzen. Zurück nach Nötsch ging es ähnlich problemlos, dann weiter über das Gailtal – Lesachtal (hier darf man nicht tief ankommen)– Helm- Sextener Dolomiten. Südlich des Kronplatzes verlor ich im Lee etwas zu viel an Höhe und dadurch auch Zeit beim Hochkurbeln in zerrissenen Aufwinden. Anschließend ging es wieder sehr gut zum Peitlerkofel (2.875m).

Jetzt aber war guter Rat teuer. Wie fliege ich weiter? Über dem Brenner blies kräftiger Nord-

Wind und am Kurs voraus gab es keine Bergzüge mehr an denen man sich im Hangwind anlehnen konnte.

Ich überlegte, wenn ich bei der Querung im Lee absaufe hätte ich allerdings eine gute Landemöglichkeit am Flugplatz Bozen. Das war beruhigend, also glitt ich zu den Sarntalern hinüber. Zu meiner Freude hielt sich der Höhenverlust in Grenzen und die Leebärte waren durch Cumuli markiert. Auf Grund meines Kartenstudiums an den Vortagen und einem Bericht von Edi Supersberger wollte ich über Meran, den westlich des Ultentales von NO nach SW sich erstreckenden Gebirgszug luvseitig anfliegen. Dies gelang mir sehr gut. Wieder im Hangaufwind, konnte ich zügig zum Hochwart und Hasenohr (3.257m) „hinaufreiten“. Die Wolken über der Zufrittspitze (Ortlergruppe) lagen leider auf weshalb ich mich entschloss durchs Lee über das Ultental nach Süden zu gleiten. Höhenverlust, aber der starke Rückenwind schob mich rasch ins Val di Sole.

Direkt über dem Passo del Tonale fand ich einen 4m-Bart, den ich auskurbelte. Ich wollte immer hoch bleiben und nicht in eine Leefalle unterhalb der Grate tappen. Schließlich flog ich zum ersten mal in dieser, mir unbekannten Gegend. Die Berge sind hier alle >3.000m, nördlich Sondrio hob sich die mächtige Bernina 4.049m hoch in den Himmel.

Der Weiterflug über Mt.Aviolo- Mt.Palone- luvseitig entlang des Veltlin (Sondrio) gestaltete sich, immer in sicheren Höhen, problemlos. Am Ende des Veltlin und angesichts des Lago di Como kam der geplante Zeitpunkt für die Umkehr um ca. 15:00 loc.T. näher.

Ich wollte jedoch noch weiter zum Lago Lugano und Lago Maggiore der ja nur mehr 35km entfernt war.

Mangels tragender Hänge ließ ich mich durch einen Cumulus und relativ guter Gesamt- Optik (1/8 Cu) dazu verleiten, vom Mt.Legnone Richtung Mt. Ledü zu fliegen.

Dabei musste ich erwartungsgemäß durch ein Lee und verlor viel Höhe. Zu viel, denn in der Folge hatte ich Mühe die zerrissenen Leebärte auszukurbeln um doch noch bis zum Lago Maggiore fliegen zu können. Hier bewährte sich die Wendigkeit des kleinen 15m Ventus (Klappenstellung 0). Dies kostete viele Minuten, aber ich blieb noch innerhalb meines Zeitplanes. Freigabe für Kontrollzone Locarno.

Problemloser Rückflug wieder entlang der südlichen Veltlin- Berge. Nach dem Passo del Tonale über Edolo zum Adamello (meine größte Höhe 3.600m, minus13°C), der wie ein Schnee- und Eismeer vor mir lag (siehe Foto). Nach dem Cima Presanella kam wieder die bange Frage: „Wie quere ich das Bozener Becken?“

Ich entschied mich zur Querung des Val di Sole nach Norden, fand dort einen Leebart am Cima Mezzana (2.845m) und querte nördlich von Bozen in Richtung Kastelruth. Es war dort etwas mühsam, in zerrissenen Leebärten an Höhe zu gewinnen. Die Bewölkung hat zugenommen. Ab der Geisler Spitze ging es wieder wie die Feuerwehr entlang der Dolomiten ostwärts. Ab Innichen die Überlegung: Lesachtal oder Lienzer Dolomiten?

Ich entschied mich für die Lienz- Route. Die Lesachtaler sind zerklüftete Berge und waren beim Hinflug etwas ruppig. Hier muss man unbedingt hoch einfliegen, wie auch am Arlberg bei Südföhn.

Die Lienzer Dolomiten flog ich mit 200km/h unter einer Wolkenwalze entlang ohne Höhe zu verlieren. Hier staute sich der starke Tauernwind welcher vom Iseltal und Winklern heranbrauste. Bei der anschließenden Querung ins Gailtal musste ich allerdings durch extrem starkes Fallen, aber ich wusste, der Polinik (2.331m) wird mich wieder auffangen. So war es auch.

Mir war schon etwas kalt um diese Zeit (18:00 loc.T) und 7/8 Bewölkung nach Osten zu.

Die restliche Flugstrecke von über 330km war entspannend und das reinste Vergnügen. Erstens war ich „wieder daheim“ in sicherer Anflughöhe nach Nötsch und zweitens brauchte ich nur mehr die Luvhänge entlang polieren bis zur Petzen. Dann noch einmal zurück nach Kötschach Mauthen und schließlich zur Rückenwind- Landung um 18:26 UTC nach Nötsch.

Schon im Funk erfuhr ich vorher die erleichternde Meldung: keine Turbulenzen.

Resümee:

1) Von den vielen gestarteten Piloten sind nur zwei über das Bozener Becken nach Westen weiter geflogen, nämlich Hannes Hausmann (1.370km!), er hat den Staatsmeistertitel aller Wahrscheinlichkeit nach schon in der Tasche- und ich.

2) Für meinen Erstflug bei Nordföhn auf dieser Strecke war ich sehr zufrieden mit mir. Bei einem Start um 2 Stunden früher wären sogar 1.400km ! in Reichweite gewesen, also müssen wir Piloten uns das nächstemal besser organisieren.

3) Der Flug über die schönsten Berge der Welt war auch ein landschaftlicher Genuss (siehe Fotos)

4) Mir erschien das Fliegen bei Nordföhn einfacher als bei uns im Norden bei Südföhn.

Zwischen der Petzen im Osten und Geislerspitze, NE of Bozen (Distanz 250km), gibt es keine schwierige Schlüsselstelle.

Dies dürfte der Grund sein, warum die meisten Piloten nur in diesem Bereich hin und her flogen um auf diese Weise relativ einfach die ersehnte 1.000km Marke erreichen zu können.

5) Trotz Müdigkeit nach dem weiten Flug „flog“ ich im Bett noch weiter und konnte kaum Schlaf finden. Am Folgetag verzichtete ich auf den Start, obwohl der Nordwind unvermindert blies und dadurch die Möglichkeit eines zweiten, weiten Fluges gegeben war. Werde ich doch langsam älter und weiser?

Euer Vereinskollege Helmut, Segelflieger mit Leidenschaft 

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